Nationale Ubootfahrertreffen veranstaltet der VDU bzw. seine Kameradschaften seitdem die Ubootkameradschaft Hamburg ein erstes Treffen 1953 durchführte. Mittlerweile waren es 25 dieser meist drei Tage umfassenden Zusammenkünfte, die oft ein begeistertes Echo fanden. Nachdem das letzte 2015 in Bernau am Chiemsee stattfand, war nun mit Wilhelmshaven wieder ein Ort an der Küste fällig.
Das 26. Treffen wurde vom VDU-Regionalbeauftragten Nordost Heiko Mross mit Unterstützung seiner Frau Galiena in hervorragender Weise organisiert. Beinahe 200 Teilnehmer und Gäste trafen sich vom 3. bis 5. Mai in der Marinestadt am Jadebusen. Viele Kameraden nutzten den Feiertag 1. Mai um bereits frühzeitig anzureisen, um schon einmal ein kleines Vorprogramm zu absolvieren und ihren mitgereisten Gattinnen am 2. Mai Gelegenheit zum maritimen Shoppen zu geben.
3. Mai 2019 – Der Delegiertentag
Dem Treffen vorgeschaltet war der satzungsgemäß vorgeschriebene Delegiertentag des Verband Deutscher Ubootfahrer e.V. am Vormittag. Vertreter der Ubootkameradschaften im VDU, die Regionalbeauftragten und der Vorstand tagten unter Leitung des Präsidenten Michael Setzer. Tagesordnungspunkte waren u.a. die Rechenschaftsberichte der Vorstandsmitglieder, der Bericht der Kassenprüfer (mit anschließender Entlastung des Vorstandes durch die Versammlung), die Neuwahl der Vorstandsmitglieder sowie die Neuwahl von Kassenprüfern. Anschließend stellte der nicht mehr zur Wiederwahl angetretene Kassenwart Dieter Pahmeyer den Haushaltsplan 2019 vor, der ebenfalls von den Delegierten genehmigt wurde. Sein Nachfolger Oliver Schütz (UK-U 23) wurde in Abwesenheit einstimmig gewählt und wird die Amtsgeschäfte bis Ende 2019 übernehmen. In allen anderen Vorstandspositionen (Präsident, Geschäftsführer, Redakteur „AUFTAUCHEN!“, Webmaster und Beisitzer) wurden die bisherigen Amtsinhaber von der Versammlung wiedergewählt.
Nach der Diskussion weiterer Sachfragen wurde die Kandidatur des VDU zur Ausrichtung eines Internationalen Treffens vom 12. bis 16. Juni 2022 in Speyer beschlossen. Projektbeauftragter ist Jörg Wiest (UK-U 15). Auch der Termin des 27. Nationalen Ubootfahrertreffen wurde bereits festgelegt. Dieses Treffen soll vom 12. bis 16. Mai 2023 stattfinden. Als mögliche Ausrichtungsorte wurden Speyer oder Hamburg ins Auge gefasst.
Der Willkommensabend
Gegen 19:00 Uhr waren die Teilnehmer und Gäste zum Willkommensabend in den Großen Saal des Gorch-Fock-Hauses eingerückt und feierten ihr Wiedersehen. An großen, festlich geschmückten Tischen sitzend, lauschte man der Begrüßungsrede unseres Präsidenten. Michael Setzer erläuterte kurz die Aktivitäten des Verbandes in den letzten Jahren, insbesondere hinsichtlich der Zusammenarbeit mit anderen maritimen Traditionsverbänden und mit der Deutschen Marine, aber auch mit den Ubootfahrerverbänden anderer Nationen. Nach der Begrüßung der extra aus Südkorea angereisten Il und Hyun Suk Choi (UK-Kiel) und des aus den USA angereisten ältesten Teilnehmers Charles Christ dankte Setzer seinem Vorgänger Norbert Hermann und seinen Vorstandskameraden. „Vor nun fast zweieinhalb Jahren habe ich einen gut strukturierten VDU mit einem modernen Profil übernommen. Die 2013 eingeführte Regionalstruktur hat sich bewährt, denn es waren zahlreiche Teilnehmer auf den Veranstaltungen der Regionalbeauftragten zu verzeichnen. Wir sind ein lebendiger Verband.“ Er schilderte, dass er oft auf die hervorragende Qualität und interessanten Inhalte unserer Zeitschrift Auftauchen! angesprochen werde, dankte den bei der Erstellung des Heftes Beteiligten und warb um Unterstützung aller Mitglieder. Zuschriften und Artikel seien stets erforderlich; eine Überarbeitung stellt die Redaktion sicher. Aber auch beim Gewinnen neuer Mitglieder bat Michael Setzer um Hilfe. Zu den heute 716 Mitgliedern können gerne weitere hinzukommen. Abschließend lautete sein Fazit: „Der VDU ist in sicherem Fahrwasser. Auf geradem Kurs und mit ruhiger Fahrt. Voraus 90 – 30 m – das Boot ist eingesteuert!“
In Vertretung des Inspekteurs Marine, unseres leider verhinderten Mitgliedes Vizeadmiral Andreas Krause, sprach der Chef des Stabes Marinekommando, Konteradmiral Carsten Schneider, als Ehrengast ein Grußwort, in dem er die Aktivitäten des VDU lobte und unterstrich: „Die Zusammenarbeit mit den maritimen Traditionsverbänden ist so gut wie nie zuvor. Sie sind für uns ein wichtiger Partner, denn auf Ihren Rückhalt können die Angehörigen unserer Marine vertrauen.“ Weiter erläuterte Schneider, dass die Marine mit heute nur 46 Einheiten über die bei weitem kleinste Flotte ihrer jüngeren Geschichte verfügt. Dennoch sei man weiterhin in einer Vielzahl von Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen aktiv. Die deutschen Uboote hätten das Leid von Jahresbeginn 2018 überwunden und stünden wieder regelmäßig in See. Es bestünde die Absicht, in den kommenden Jahren eine bisher noch nie dagewesene Kooperation mit Norwegen im Bereich der Ausbildung, der Logistik und der Instandhaltung einzugehen. Zwei weitere deutsche Uboote und vier norwegische sollen gebaut werden.
Im Anschluss konnten sich die Teilnehmer und Gäste an einem ausgezeichneten Buffet erfreuen und sich ausgiebig mit lange nicht mehr gesehenen Kameraden austauschen. Für Interessierte gab es parallel einen Vortrag durch den Journalisten und Buchautor Gerrit Reichert zum Thema „Mythos und Wirklichkeit U 96“ in einem Nebenraum. Gerrit Reichert zog hier das Publikum mit neuen Erkenntnissen zur Entstehungsgeschichte des Buchheim-Buches „Das Boot“ und zum Verhältnis des Erfolgs-Autors zu dessen Kommandanten Lehmann-Willenbrock in seinen Bann. Auf Grundlage einer Fülle bislang unentdeckter Fakten, wie den privaten Tagebüchern des letzten Augenzeugen von U 96, des Leitenden Ingenieurs Friedrich Grade, identifiziert er U 96 als einen Propaganda-Mythos, dessen Fäden bis in die Gegenwart reichen. Der Bremer Journalist arbeitet derzeit an einem Buch über diese Thematik und gab den Zuhörern seine Neubewertung der „PK“-Rolle Buchheims für die NS-Propaganda zur Kenntnis. Danach konnten diese Erkenntnisse, vergangene Zeiten und die Erlebnisse der letzten Jahre bei ausreichend Getränken intensiv besprochen und vertieft werden.
















4. Mai 2019 – Das Tagesprogramm
Der Samstag stand dann für eher touristische Aktivitäten zur Verfügung. Die große Hafenrundfahrt mit vielen Teilnehmern begann mit dem Bus-Transfer zum Anleger im Fluthafen, wo die MS Harle Kurier bereits auf die Teilnehmer wartete. Die kurze Busfahrt führte vorbei an der zu dieser Zeit der gerade in geöffnetem Zustand zu sehenden Kaiser-Wilhelm-Brücke und dem Deutschen Marinemuseum mit U 10. Um 11:00 Uhr startete die Fahrt mit der MS Harle Kurier zu den Tanker-Löschbrücken, zum JadeWeserPort (mit leerer Kaikante) und natürlich auch in den Marinehafen. Die Rundfahrt durch den Marinehafen war für alle Teilnehmer der Höhepunkt der Tour. Uboote waren natürlich leider nicht zu sehen, dafür waren aber Fregatten, Korvetten und zwei Einsatzgruppenversorger der Deutschen Marine zu bewundern.
Wahlweise wurde ein besonders interessanter Stadtrundgang „durch das Wilhelmshaven der Kaiserzeit“ angeboten, für den sich auch eine Reihe von Interessenten entschieden hatte. Der Spaziergang durch die Kaiserzeit begann, wie hätte es bei einem historischen Thema anders seien können, mit Geschichtsunterricht. Zur Entwicklung der Preußischen Marine wurde ein Hafen im Nordseebereich benötigt. Hier bot sich die Jade aufgrund der großen Wassertiefe an. Jedoch konnte Preußen nicht ohne weiteres über das vorgesehene, von einer Handvoll Friesen besiedelte Gebiet verfügen, denn es gehörte zum Großherzogtum Oldenburg. Mit dem „Jade-Vertrag“ von 1853 kaufte Preußen das Gebiet am Jadebusen und übergab es 1854 an Prinz Adalbert von Preußen, Admiral der Preußischen Marine. Nun begannen die Planung und der Bau des Marinehafens. Tausende Arbeiter gruben ihn mit Schaufeln und Schubkarren aus. Bei der Einweihung des Hafens und der gleichzeitigen Grundsteinlegung der Christus- und Garnisonkirche 1869 wurde die Gründungsurkunde von Wilhelmshaven im Grundstein der Kirche eingemauert.
Mit den Bauarbeitern, den Werftarbeitern nach Gründung der Kaiserlichen Werft und den Marinesoldaten siedelten sich mehr und mehr Menschen um den Hafen, die Werft und in den Randgebieten von Wilhelmshaven an. So entwickelte sich der Hafen zu einer Stadt, die für die Marine gegründet wurde und mit dem Aufwuchs der Flotte und der Vergrößerung des Hafens mitwuchs.
Der Zweite Weltkrieg setzte Wilhelmshaven stark zu. Ein Großteil der Gebäude fiel den Bomben der Alliierten zum Opfer. Unser Rundgang auf den Spuren des Kaiserreichs führte uns also entlang des „Restbestandes“. Die erhaltenen und sehr gut restaurierten Gebäude, vorwiegend in roter Klinkerbauweise, unterliegen heute größtenteils amtlicher Nutzung. Besonders beeindruckend waren die erhalten gebliebenen einst prächtigen Villen der höheren Offiziere und höheren Werftbeamten in der Adalbertstrasse, ganz in der Nähe des alten Werfttor 1, des heutigen Arsenaltor 1. So wies der Stadtführer die Teilnehmer am Rundgang auf viele Einzelheiten und zum Teil versteckte Denkmäler hin, die man sonst im schnellen Vorbeigehen gar nicht wahrnehmen würde. Es war ein interessanter Rundgang und eine überaus lohnende Veranstaltung.
Schließlich standen auch die Wilhelmshavener Museen für die Teilnehmer des Treffens zu reduzierten Eintrittspreisen zur Verfügung, und manche Bootsgemeinschaft traf sich hier zu einem individuellem Programm. Insbesondere das Marinemuseum lockte natürlich mit seinen Großexponaten und im hier ausgestellten U 10 wurde es mal wieder richtig eng. Das Boot ist dank der verschiedenen Pönex-Einsätze des VDU in einem sehr guten Zustand und so manche Erinnerungen wurden wieder wach. Ein Mittagsbier an der Promenade des Südstrands mit Blick auf die Jade sorgte danach für Entspannung.
Der Festabend
Um 19:00 Uhr wurden die Teilnehmer zum Festabend erneut im Gorch-Fock-Haus begrüßt. Unser Präsident wies auf den hervorragenden Zustand von U 10 hin und sprach die anderen in Deutschland ausgestellten deutschen Museumsboote an. Das U 1 der Kaiserlichen Marine im Deutschen Museum München, U 9 im Technik Museum in Speyer, U-Bauer in Bremerhaven, U 11 in Burgstaaken auf Fehmarn und U 995 in Laboe. Wie U 9 und U 10 wird in Zukunft auch das für den Museumsstandort Technik Museum Sinsheim geplante U 17 durch Mitglieder des VDU in Zusammenarbeit mit den Museen instandgehalten werden. Derartige „Patenschaften“ sind sowohl für die Museen wertvoll, aber auch für den VDU, stärken sie doch die Kameradschaft durch das Gemeinschaftserlebnis der Teilnehmer.
Die Ehrengäste des Festabends, Konteradmiral a.D. Hoch und Fregattenkapitän Timo Cordes, sprachen Grußworte. Hoch dankte für die Leistungen der Pönex-Kameraden und erläuterte, warum das Marinemuseum bei den Museumseinheiten Zerstörer Mölders, Schnellboot Gepard, Minensuchboot Weilheim und Unterseeboot U 10 auf Arbeitseinsätze der ehemaligen Besatzungen angewiesen ist. Fregattenkapitän Cordes ist der derzeitige Kommandeur des 1. Ubootgeschwader und hatte es sich nicht nehmen lassen, direkt aus Norwegen kommend, an dem Treffen teilzunehmen. Er sprach über die Rückhalt-Funktion des VDU für die aktiven Ubootfahrer und freute sich, dass es so gut wie keine Veranstaltung des Geschwaders ohne den VDU gäbe. Noch nie in der Geschichte des VDU war der Prozentsatz der aktiven Ubootfahrer so hoch, ist die UK-U34/Delta doch die größte der Bootskameradschaften.
Am Festabend wurden Teilnehmer und geladene Gäste vor und nach dem erneut hervorragendem Buffet von der Flamenco-Tanzgruppe „Compañía flamenca del mar“ aus Wilhelmshaven bestens unterhalten. Ein Live-Gitarrenduo spielte während des gesamten Abends Rock-Musik, die ab und an auch zum Tanzen animierte, obwohl die meisten an diesem Tag wohl eher das Wiedersehen und die Gespräche genossen. Es war alles in allem ein sehr gelungener Abend, den viele dann noch bei einem letzten Schluck im Gorch-Fock-Haus oder anderen Lokalitäten in Wilhelmshaven ausklingen ließen.













5. Mai 2019 – Gottesdienst und Kranzniederlegungen
Am Sonntag, dem 5. Mai, fand am Vormittag in der Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven zum Abschluss des Treffens ein Gottesdienst mit anschließender Kranzniederlegung am Grab des unbekannten Matrosen (Mahnmal für die in beiden Weltkriegen gefallenen deutschen Marineangehörigen) statt. Und auch auf dem Ehrenfriedhof wurde vom VDU ein Kranz am Ehrenmal für die gefallenen Ubootfahrer beider Weltkriege niedergelegt. Dieses Ehrenmal wird in hervorragender Weise von der UK Wilhelmshaven gepflegt.
Resümee
Unser Dank gilt dem Organisator Heiko Mross, seiner Frau Galiena und ihren tatkräftigen Helfern. Ausnahmslos kam von den Teilnehmern höchstes Lob. Wie sagte Fregattenkapitän Cordes am Festabend: „Ubootfahrer können halt feiern!“
Der Vorstand des VDU