50 Jahre Verband Deutscher Ubootfahrer
Eckernförde 4. bis 6. Mai 2012
Mehr als 350 aktive und ehemalige Ubootfahrer mit Ehefrauen, Kindern und Freunden haben diesem Fest in der alten Marinestadt Eckernförde, die einst die Wiege der deutschen Uboote war, ihr Gepräge gegeben. Der Wettergott war den Teilnehmern gnädig, denn er ließ vor allem die Sonne scheinen und stellte die Temperaturen so ein, dass Überhitzungen ausgeschlossen waren.
Eigentlich fing es ja schon am Donnerstag, dem 3. Mai an. Am Spätnachmittag hatte sich ein kleiner Kreis, bestehend aus Vorstandsmitgliedern des VDU, Mitgliedern der Ubootkameradschaft Kiel, der Ubootkameradschaft München, dem Sprecher der Seehundfahrer sowie den beiden Militärgeistlichen am Ubootehrenmal in Möltenort eingefunden. Sie gedachten in einer kleinen ergreifenden Zeremonie der toten Ubootfahrer, legten an dem derzeit adlerlosen Ehrenmalturm zwei Kränze nieder und verharrten im Gedenken zu der von dem Feuerwehrtrompeter aus Laboe vorgetragenen Weise des Liedes vom guten Kameraden.
Der folgende Tag, Freitag, war geprägt von einem umfangreichen Programm, das, mit Fortsetzung am Sonnabend, allen Teilnehmern am Treffen einen möglichst intensiven Einblick in den Ubootstützpunkt Eckernförde mit dem Ausbildungszentrum Uboote (AZU) mit seinen diversen Demonstrationseinrichtungen, Simulatoren und technischen Übungsanlagen wie Antriebsaggregaten und Motoren, optischen Einrichtungen und dergleichen geben sollte. Dass dies ein voller Erfolg wurde, ist nach der Meinung des Chronisten zwei Komponenten zu verdanken, die in diesem Unternehmen absolut harmonisch zusammengearbeitet haben: dem Organisationsteam unter der erfahrenen Leitung des Präsidenten Rupert Bischoff und als gewissermaßen Erstem Offizier, des Vorsitzenden der Ubootkameradschaft München von 1926, Jürgen Weber, seinen Helfern und den Soldaten und zivilen Mitarbeitern des Stützpunktes Eckernförde, des 1. Ubootgeschwaders und des AZU. Natürlich gab es auch hier einen absoluten Höhepunkt: die Führung von zahlenmäßig angepassten Gruppen an Bord von U 33, Klasse 212, die bei den Beteiligten beinahe keine Frage offenließ. Nicht nur der Chronist, sondern auch die meisten U 33-Besucher waren von der Offenheit und dem Detailreichtum der Erläuterungen beeindruckt, mit der die Fragen insbesondere auch der Fachleute unter den Besuchern behandelt wurden. So etwas hat der Chronist noch nirgends auf der Welt erfahren.
Vor dem Hintergrund dieses spannenden und interessanten Programms, das auch Angebote für die Damen enthielt, fand allerdings noch ein anderes Ereignis statt: der Delegiertentag des VDU, des vielleicht wichtigsten demokratischen Organs, bestehend aus den Vertretern der Kameradschaften, dessen vornehmste Aufgabe es ist, in satzungsgemäßen Abständen den Vorstand zu wählen. Die Sitzung, die den größten Teil des Tages in Anspruch nahm, führte zu folgenden Ergebnissen, wobei die Details und Umstände der Berichterstattung des Vorstandes vorbehalten bleiben sollen.
In seinem Amt bestätigt, allerdings zeitlich begrenzt wurde der Präsident Rupert Bischoff. Gewählt wurde aber auch sein Nachfolger Norbert (Toni) Hermann, der gegen Ende des Jahres die Führung übernehmen wird.
Neuer Geschäftsführer wurde Jürgen Weber, der nicht nur seine Erfahrungen als Vorsitzender bzw. Kassenwart wenigstens zweier Ubootskameradschaften mitbringt sondern auch seine Erfahrungen in der Organisation nationaler und internationaler Ubootfahrertreffen.
Neuer Kassenwart wurde Dieter Pahmeyer von der Ubootkameradschaft Kiel, der von seinem langjährigen verdienten Vorgänger Heinz Thois bereits eingearbeitet worden ist.
Neuer Redakteur „Schaltung Küste“ wurde Morgan von Müller, der zu Beginn des kommenden Jahres die Pflichten voll übernehmen wird und dem dann zwei kniffelige Aufgaben bevorstehen, von denen eine die Änderung von Layout und Format des Nachrichtenblattes sein wird.
Mit der Wahl des Beirates Marine in der Person von Kpt zS Michael Setzer, der den VDU von seinem Standort USA beobachten wird, sind möglicherweise bereits die Weichen für einen künftigen Präsidenten gestellt worden.
Neu im Vorstand des VDU ist auch Joachim Reuter, der Vorsitzende der Ubootkameradschaft Kiel. Er wurde satzungsgemäß noch von seinem Vorgänger Hans Holst als Vertreter der Stiftung Ubootehrenmal bestimmt und in den VDU-Vorstand entsandt.
Der Freitag wurde mit einem abendlichen Essen im Offiziers- und Unteroffiziersheim des Stützpunktes in gelockerter Kennenlern- und Wiedersehensstimmung abgeschlossen. Hierbei trat eine seltene technische Schwierigkeit auf: der Präsident konnte von seinen geneigten Zuhörern gelegentlich nicht verstanden werden! Ja, ja, werden Kritiker sagen, das kommt vor. Hier war es jedoch ein technisches Manko der Lautsprecheranlage, die angesichts der Sprachgewalt nicht nur des Präsidenten versagte. Abgerundet wurde der Abend durch die Erwähnung von Ehrengästen, darunter die früheren Kommandeure U-Flottille, die Kpt zS Hannes Ewerth und Matz Borchert, der Altpräsident des VDU, Gunter Hartmann, beide mit ihren Frauen sowie Kameraden, die für ihre 50-jährige treue Mitgliedschaft im VDU zu ehren waren. Dabei ist der älteste Teilnehmer am Treffen zu nennen: Horst Kessler (97), Kommandant von drei Ubooten der Kriegsmarine und am Ende des Krieges noch in einem Lehrkommando des K-Verbandes in Suhrendorf. Mit ihm wurden noch ein Kriegsmarine-Veteran, Robert Lenkitsch, Vorsitzender der Ubootkameradschaft Aachen und die Nachkriegs-Ubootfahrer Heinz Thois und Claus Petermann, beide von der Ubootkameradschaft Kiel, geehrt.
Parallel zu den diversen Programmpunkten erfolgten an beiden Tagen Interviews mit unter anderen den ältesten anwesenden Uboots-Veteranen, darunter zwei Seehundfahrer, beide, wie die regulären Kriegsmarine-Ubootfahrer, über 90 Jahre alt. In diesem Zusammenhang wurden auch den scheidenden Vorstandsmitgliedern Heinz Thois, Hans-Jürgen Schneider und Uwe Rodewald Dank und Anerkennung mittels einer Urkunde und einem Buchgeschenk ausgesprochen. Das Buchgeschenk bestand übrigens aus einer der letzten Veröffentlichung des verehrten Uboothistorikers Eberhard Rössler, der auch am Vormittag kurz anwesend gewesen war: „Die Deutschen Uboote 1898 – 1918“ (für den historisch Interessierten beinahe eine Pflichtlektüre, meint der Chronist).
Der Festabend am Sonnabend galt der Feier des 50. Geburtstages des VDU, der allerdings schon am 16. September 1961 stattgefunden hatte. Dennoch kann der Termin für das Jubiläum als gut gewählt angesehen werden, denn am 20. März 1962 wurde U 1, Klasse 201, in Dienst gestellt. 1962, also vor 50 Jahren war auch der Beginn einer internationalen Freundschaftsbewegung, durch die Einladung der französischen Ubootsveteranen an den legendären Addi Schnee von der Ubootkameradschaft Hamburg zu einem Treffen in Paris, das als Ausgangspunkt für eine beispiellose internationale Versöhnungsbewegung zwischen den Ubootfahrern in den Weltkriegen werden sollte.
Der Bedeutung dieses Tages entsprechend war die Liste der zu begrüßenden Ehrengäste, die hier in der Reihenfolge, wie sie der Präsident adressierte, wiedergegeben werden soll:
- FKpt Brodersen, Kommandeur des Stützpunktes Eckernförde;
- Karl Heid, Präsident des Deutschen Marinebundes;
- FKpt Sascha Rackwitz, Kdr. 1. U-Geschwader;
- FKpt Richard Kesten, Kdr AZU;
- ehemalige Flottillenchefs Kpt zS a.D. Hannes Ewerth und Kpt zS a.D. Matz Borchert;
- ehemalige Geschwaderkommandeure wie die Kpt zS a.D. Norbert Herrmann und Raimund Wallner sowie die Kpt zS Michael Setzer und Ralf Schmitt Raiser;
- ehemaliger Kommandeur U-Lehrgruppe FKpt a.D. Gunther Hartmann;
- eine größere Zahl ehemaliger Ubootskommandanten.
Als besonders erwähnenswert angesehen wurde auch die Tatsache, dass einer der drei noch lebenden Mitbegründer des VDU, Dr. Wolfgang Pohl von der Ubootkameradschaft München mit seiner Gattin dem Treffen die Ehre gegeben hatte.
Natürlich wurde Horst Kessler (97) aus Ingelheim am Rhein, liebevoll umsorgt von seiner Tochter, als ältester Teilnehmer und zweitältestes Mitglied des VDU, herzlich willkommen geheißen. Für letzteres war er schon mit der Ehrennadel für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt worden.
Daneben wäre ein schlicht gekleideter älterer Herr bei soviel Prominenz fast unerkannt geblieben, Was seiner sprichwörtlichen Bescheidenheit zu verdanken war. Und doch, die meisten kannten ihn, den Uboot-Pfarrer und Verfasser jenes wunderbaren Gebets, das dem Besucher des Ubootehrenmals am Ende des Rundganges entgegen schimmert: Pater Alfons Kordecki. Doch von unerkannt konnte keine Rede sein und so hat er sich in der Runde seiner Ubootfahrer sicher wohlgefühlt.
Auf Einladung teilnehmender Kameradschaften waren auch 3 Griechen und das Ehepaar Björn und Margit Stroenen aus Norwegen erschienen.
Der Festabend sah aber auch noch eine weitere traditionelle Ehrung:
OLt zS Tino Herbst erhielt traditionell aus der Hand des Präsidenten des VDU den von ihm errungenen Bestpreis des AZU.
Schließlich war auch die Ubootsindustrie repräsentativ unter den Ehrengästen vertreten, wobei nicht wenige der Persönlichkeiten als Mitglieder von teilnehmenden Ubootskameradschaften erkannt wurden. In diesem Zusammenhang soll Frau Schulte-Rahde von ELAC Nautik in Kiel genannt werden, deren Interviews mit den Veteranen Teil der Arbeit zur Erlangung einer Promotion waren.
Last But Not Least sei der DJ Rainer Gering genannt, der mit seiner Musik diejenigen begleitete, die den Festabend mit Tanz beendeten.
Der folgende 6. Mai, ein Sonntag, sah einen allgemeinen Abschied, der mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Halle des AZU nach der Kranzniederlegung am U-Hai Gedenkstein unter Leitung der beiden Militärgeistlichen begonnen und mit einem kleinen (Kirchen-) Cocktail abgeschlossen wurde.
Dank gebührt allen, die an der äußerst gelungenen Veranstaltung des 24. Nationalen Ubootfahrertreffens beteiligt waren. Die betroffenen Dienststellen des Stützpunktes und der Ubooteinheiten haben, das kann man getrost sagen, sich selbst übertroffen. Die Organisation durch das hierfür eingerichtete Team war hervorragend. Jürgen Weber sei, stellvertretend für alle Helfer, ausdrücklich gedankt.
Der VDU kann unter diesen Umständen unbeschwert die nächsten 50 Jahre angehen – allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!
Klaus Mattes
Ubootkameradschaft München
Sprecher der Seehundfahrer







