Nationales Treffen 2007 in Kiel

Verband Deutscher Ubootfahrer - Nationales Treffen 2007 Kiel

Ein Bericht von Kapitän zur See a.D. Hannes Ewerth †

In den ersten Tagen des Mai wurde das 100-jährige Bestehen der deutschen Uboote in Eckernförde und Kiel mit einem umfassenden Programm gefeiert.
Die Deutsche Marine und der Verband Deutscher Ubootfahrer hatten zusammen eine buntes Programm gestaltet, dass Jeden auf seine Kosten kommen ließ. So gab es eine gute Verbindung zwischen dem nationalen Ubootfahrertreffen des VDU, der Indienststellung des neuen Bootes der Klasse 212A, U 34, durch die Deutsche Marine und dem Treffen, der mit unseren aktiven Ubootfahrern befreundeten ausländischen Ubootkommandeure.

Am Donnerstag, dem 3. Mai

stand als erste offizielle Veranstaltung die Indienststellung von U 34 in Eckernförde auf dem Programm.
Auf der Mittelmole im Kranzfelder Hafen marschierte unter den Klängen des Marinemusikkorps Ostsee, die Ehrenformation mit den Truppenfahnen ein, wozu sich die fast 250 Gäste aus Wirtschaft, Industrie, Behörden, Bundeswehr und ausländischer Marinen von ihren Plätzen erhoben hatten.
Der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Hans-Joachim Stricker, sowie der Staatssekretär im Verteidigungsministerium Schmidt, würdigten in Ihren Reden den technischen Fortschritt im Ubootbau und unterstrichen die militärische Bedeutung dieser modernen, Außenluft unabhängigen Uboote für die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland.

Verband Deutscher Ubootfahrer - 100 Jahre Deutsche Uboote

Quelle: © 2006 Bundeswehr / Karsten Heyng

Freitag der 4. Mai 2007

…stand ganz im Zeichen der gemeinsamen Veranstaltungen von der Deutschen Marine und dem VDU.

Bereits um 07:00 Uhr legten zwei deutsche Boote der Klasse 206A, ein norwegische Uboot der Klasse 207 und das am Vortag in Dienst gestellte Boot „U 34“ in Eckernförde ab, um nach Kiel zu laufen und dort mit einem „steam past“ an der Ehrenmalfeier in Möltenort teilzunehmen.
Um 09:00 Uhr starteten die vom Organisationsteam gecharterten Begleitschiffe vom Kieler Bahnhofskai mit Kurs auf Möltenort zur Kranzniederlegung und anschließenden Weiterfahrt in die Kieler Bucht, um die auslaufenden Uboote bei einem Tauchmanöver auf dem Stollergrund beobachten zu können.

Bei herrlichem Sonnenwetter hatten sich viele hundert Gäste am Ehrenmal eingefunden und wurden vom Präsidenten des VDU KzSa.D. Rupert Bischoff begrüßt.
Er gedachte der unzähligen deutschen Toten, aber auch derer die ehemals Feinde waren und mittlerweile Verbündete sind. Hierbei wies er auf die zahlreich erschienen ausländischen Marineoffiziere hin.
Der Befehlshaber der Flotte mahnte in seiner Ansprache: „Wir müssen der Opfer der Vergangenheit gedenken, um aus ihren Opfern eine Lehre für die Zukunft zu ziehen.“
Die Militärgeistlichen sprachen Allen ins Gewissen und ermahnten die Anwesenden sich immer ihrer Verantwortung bewusst zu sein.
Nach den Ansprachen wurden, begleitet von einem Trommelwirbel, die Kränze niedergelegt.
Vizeadmiral Stricker für die Deutsche Marine, Vizeadmiral der peruanischen Marine Luis Ramos stellvertretend für die ausländischen Delegationen, Flottillenadmiral Krause für die deutschen, aktiven Ubootfahrer und Kapitän zur See a.D. Bischoff für den Verband Deutscher Ubootfahrer.

Währenddessen fuhren „alte Hasen“ des VDU zur See und konnten bei Sonnenschein und leichtem Nordost die vier Uboote begleiten und von dem Tauchmanöver von „U 34“ auf dem Stollergrund, einmalige Aufnahmen machen.
Ein großes Erlebnis für alle Ehemaligen, die meist zum ersten Mal Gelegenheit hatten eines der modernsten Uboote der Welt, nicht nuklear aber auch nicht mehr konventionell und erst am Vortag in Dienst gestellt, aus nächster Nähe bei Manövern zu beobachten. Kreuzruder, 7-flügelieger Sichelpropeller und die vorderen Tiefenruder am Turm, ein unvergessenes Erlebnis für die über 460 Teilnehmer, die mit den Schiffen „Heikendorf“, Seebad Borby, „Nordland“ und „Artemis“ in See gestochen waren.

Das feierliche Zeremoniell klang mit der Nationalhymne aus, intoniert vom Marinemusikkorps Ostsee, unter Leitung von Fregattenkapitän Manfred Peter, während auf der Seeseite die vier Uboote mit „Front nach Backbord“ das Ehrenmal passierten und den Toten die Ehre erwiesen.

Anschließend fand im Ratssaal des Kieler Rathauses ein Empfang der Stadt Kiel für die ausländischen Gäste und den VDU statt, zu dem der Stadtpräsident Tschorn begrüßte. Hier kamen ehemalige und aktive Ubootfahrer, Konstrukteure, Politiker und ausländische Gäste zu anregenden Gesprächen zusammen.

Um 15:00 Uhr fand in der Offiziersmesse des Stützpunktes Kiel ein Fachsymposium, „Expert-Meeting“, unter Leitung des Kommandeurs der Einsatzflottille 1, statt, an dem die deutschen und ausländischen Befehlshaber der Uboote teilnahmen. Hier war Gelegenheit unter internationalen Kameraden offen über Ubootfragen der Gegenwart und Zukunft zu diskutieren.

Quellen: Klaus Mattes und Karl Schmeink

Um 19:30 Uhr begann der große Gala-Abend

Bereits um 18:00 Uhr baten die ersten Gäste um Einlass und auch nach eineinhalb Stunden hatten noch nicht alle Gäste ihren Platz gefunden. Nicht etwa das hier in der Organisation etwas nicht gestimmt hätte, ganz im Gegenteil, die war hervorragend. Aber unter den fast 1.000 Gästen trafen sich so viele, teilweise nach Jahrzehnten erstmalig wieder, dass an ein zügiges Einnehmen der Plätze nicht zu denken war und die vorgesehene Platzzuweisung zur Nebensache wurde. Der Moderator des Abends, Fregattenkapitän Gaupp, hatte Mühe die Aufmerksamkeit auf die Bühne zu lenken.

Verband Deutscher Ubootfahrer - Nationales Treffen Kiel 2007

Am Samstag den 5. Mai

erwarteten die Teilnehmer des 22. Nationalen Ubootfahrertreffens weitere Höhepunkte. Vormittags fand in Eckernförde ein Besuch des Ausbildungszentrum Uboote (AZU) und der Uboote Klasse 206A, 212A und des norwegischen Ubootes Klasse 207 statt und für den Nachmittag stand die Besichtigung der Ubootfertigung bei HDW auf dem Programm.

Der Besuch beim 1. Ubootgeschwader und dem Ausbildungszentrum Uboote wurde nach den vielen Fachgesprächen der ersten Tage und den Beobachtungen der Boote in See, mit großer Spannung erwartet. Hier sollten jetzt Ausbildung und Ubootmief einmal wieder richtig erlebt werden.

350 Teilnehmer trafen in Eckernförde ein und waren voller Erwartung. Leider wurde aber die Geduld auf eine harte Probe gestellt, denn zur so sehr ersehnten Begehung stand nur ein Boot der Klasse 206 zur Innenbesichtigung zur Verfügung. Auch wenn das AZU für Vieles entschädigte und die anderen Boote ja zumindest von außen besichtigt werden konnten, so kam doch das erwartete „High light“, die Ubootatmosphäre, deutlich zu kurz. Dem Ansturm und den vielen gezielten und sachkundigen Fragen war die Besatzung des einen Bootes leider aus Zeit und Raummangel nicht ganz gewachsen. Dennoch, Boote und Soldaten der heutigen Ubootwaffe haben bei allen Beteiligten einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. „Es ist schon fast unglaublich, wie diese jungen Bengel, die ja meine Enkel sein könnten, sich in dieser moderne Technik auskennen“. So ein Teilnehmer an der Besichtigung.

Für die Besichtigung der Werft hatten sich 330 Teilnehmer gemeldet, die hier Gelegenheit hatten durch die modernste Fertigung, für den Bau nicht nuklearer Uboote, geführt zu werden. Aufgeteilt in Gruppen, jeweils geführt von einem Mitarbeiter der HDW, konnten die Kameraden sich ein Bild machen von Kompetenz und Sachverstand des Personals, wie auch von der heute im Ubootbau geleisteten Präzisionsarbeit.

Spantenbearbeitung, modernste automatische Schweißtechnik, Beplankung mit 25mm a-magnetischem Stahl, Bau der Bugsektionen mit den Durchführungen für die Torpedorohre, Zusammenfügen der Schüsse mit einer Genauigkeit von wenigen Millimetern auf eine Durchmesser von fast 7 Metern und das alles bei einer Sauberkeit und Ordnung, die man eher in einem Autowerk als auf einer Werft erwarten kann. Die Fragen der Teilnehmer wollten nicht enden und die Begeisterung über die umfassende, sachkompetente Information war Grund für ein großes Lob an die HDW.

Quellen: Klaus Mattes, Karl Schmeink, thyssenkrupp Marine Systems

Am Sonntag, den 6. Mai

war für alle Teilnehmer die Rückreise, und die in 13 Hotels untergebrachten Kameraden und ihre Frauen konnten auf erlebnisreiche Tage in Kiel zurückblicken, denn die Organisation, mit Hans Saeger, Petra Löser, Heinz Tois und Siegi Mainusch hatte über fast zwei Jahre eine hervorragende Arbeit geleistet. Verstärkt in der Endphase durch Brigitte Warnck, Heinz Sass hat das gesamte Orga-Team höchstes Lob verdient. „Bravo Zulu“!!!!

Zurückblickend war das 22. Nationale Ubootfahrertreffen, im 100ten Jahr der deutschen Uboote, weit mehr als ein regelmäßiges Zusammenkommen der Ehemaligen. Gemeinsam mit der Deutschen Marine wurden die Feierlichkeiten zu einem Meilenstein in der Ubootgeschichte. Wie der Befehlshaber der Flotte betonte, „sollte die Bedeutung der Uboote in den verschiedenen deutschen Marinen mit ihren Erfolgen und Misserfolgen, mit ihrer Größe und Tragik dokumentiert und gewürdigt werden„. Wie ich meine, ist dieses in hervorragender Weise gelungen. Darüber hinaus sollte aber auch unterstrichen werden, dass der nationale und internationale Zusammenhalt der Ubootfahrer (sumariners stick together) in diesen Tagen in Kiel besonders deutlich wurde.

Dem Präsidenten des VDU gebührt Lob und Dank, dass es Ihm gelungen ist die enge Verbindung zur aktiven Marine, zur Bundeswehr insgesamt, zu unseren ausländischen Verbündeten wie auch zu allen Bereichen der Ubootindustrie im Jubiläumsjahr deutlich zu machen, zu unterstreichen und in eine große, gemeinsame Feier umzusetzen.

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